Thüringen, das grüne Herz Deutschlands, hat mit dem Thüringer Wald, anmutigen Tälern, lieblichen Flussläufen und weiträumigen Parks landschaftlich viel Sehenswertes zu bieten. Aber wie sieht es unter der Erde aus?
Thüringen, das grüne Herz Deutschlands, hat mit dem Thüringer Wald, anmutigen Tälern, lieblichen Flussläufen und weiträumigen Parks landschaftlich viel Sehenswertes zu bieten. Aber wie sieht es unter der Erde aus? Der Weimarer Schriftsteller Ulrich Völkel hat dies erkundet. Der Autor hat 25 Höhlen, Grotten und Schaubergwerke, die es im Thüringer Land gibt, aufgesucht, um von ihnen erzählen zu können. Sein Weg führte ihn von der „Heimkehle“ im äußersten Norden Thüringens bis hin zur „Zinselhöhle“ bei Meschenbach nahe Sonneberg.
Bewundernswert ist nicht nur die Kilometerzahl, die er da zu fahren hatte, denn bei mancher Höhle reichte ein einzelner Besuch nicht aus, sondern insbesondere das Quellenstudium, das er bewältigt hat. Das bloße Anschauen reichte ihm nämlich nicht aus. Er wollte den Höhlen im doppelten Sinn auf den Grund gehen. Ulrich Völkel versteht es, ohne weitschweifig zu werden, anschauliche Bilder der einzelnen Höhlen zu entwerfen. Dabei geht er recht unterschiedlich vor, konzentriert sich auf Wesentliches, geht aber auch auf Details ein, die dem Ganzen Farbe verleihen. So erzählt er von Fledermäusen, die in der „Heimkehle“ ihr Winterquartier beziehen, spricht aber auch das ungeflügelte Ur-Insekt „Schaefferia emucronta“ an, das in dieser Höhle die Zeiten überdauert hat. Er verrät, woher der Name „Marienglas“ stammt und dass dort von September bis Mai Konzerte veranstaltet werden. Dass die Erschließung der „Goetz-Höhle“ bei Meiningen (wie auch einige andere) dem Engagement heimatkundlich interessierter Bürger zu danken ist, erwähnt er mit Anerkennung. Auf Vergnügliches hat Völkel nicht verzichtet, wenn er die Schnärzchen der des Bergführer des „Rabensteiner Stollens“ wiedergibt. Der erzählt von den menschlichen „Winden“, die Besucher in einem zugigen Höhlengang die Hüte vom Kopf gerissen haben sollen.
Nicht ausgespart hat er, wie die Nazis Höhlen wie die „Heimkehle“ nutzten und aus einer Stollenanlage im Kohnstein bei Nordhausen das KZ-Außenlager Dora machten. Völkel schreibt: „Dieses Kapitel gehört in dieses Buch – oder ich kann es ganz lassen.“
Das Buch „Höhlen, Grotten, Schaubergwerke in Thüringen“ von Ulrich Völkel ist im Rhinoverlag erschienen. Es ist wissenschaftlich fundiert, aber lebendig erzählt. Das Buch ist mit zahlreichen Bildern vorzüglich ausgestattet und beweist den Lesern, dass Thüringen auch tiefgründig etliches zu bieten hat.
Januar 2008, von Hannes Bosse